Heute vor genau 30 Jahren, am 8. Februar 1988: Ein kalter stürmischer, verschneiter und blitzintensiver Montagmorgen. Ein lauter Knall ist über Mülheim an der Ruhr zu hören. Eine Passagiermaschine vom Typ Fairchild Swearingen Metro des Nürnberger Flugdienst (NFD, heute: Eurowings) ist über dem Ruhrtal abgestürzt. Alle 21 Insassen kamen ums Leben.
Aber was ist passiert?
Absturzstelle Ruhrauen in Mülheim an der Ruhr
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Bildquelle: Stadtarchiv WAZ |
Am Morgen des 8. Februar 1988 tobt ein Wintergewitter über Mülheim/Ruhr. Sturmböen und dichter Schneefall trüben die Sicht über den Ruhrauen. Es kracht und blitzt über den wolkenverhangenen Talhängen des Ruhrtals. Flug NFD108 startet mit 19 Fluggästen und zwei Besatzungsmitgliedern an Bord um 7.15 Uhr mit 15 Minuten Verspätung vom Flughafen Hannover-Langenhagen, Ziel ist der Flughafen Düsseldorf in NRW.
(NFD) Unglücksmaschine Fairchild Swearingen SA-227AC Metro III / D-CABB
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Bildquelle |
Pilot und Copilot diskutieren, ob sie die Gewitterzelle über Mülheim/Ruhr umfliegen sollen. Sie entschieden sich dagegen. Ein großer Fehler, wie sich herausstellen soll. Als die Maschine im Landeanflug auf Düsseldorf in das Gewitter fliegt, ungefähr 7 nautische Meilen vom Flughafen-Düsseldorf entfernt, fällt die elektrische Stromversorgung aus. Das Flugzeug wird von einem Blitz getroffen. Unmittelbar nach diesem Ereignis gerät das Flugzeug in einen unkontrollierten Sinkflug und fliegt ungefähr zwei Minuten lang im Bereich des Gewitters, bevor es um 07:58 Uhr Ortszeit in der Luft auseinanderbricht. Bei dem nachfolgenden Aufschlag an den Ruhrauen nahe der Ruhrtalbrücke (A52), werden alle Insassen getötet und das Flugzeug wird vollständig zerstört. Über einen Kilometer verbreitet liegen Wrackteile herum. Augenzeugen auf dem Boden sehen eine unbeleuchtete Maschine zwischen den Wolken. Zwei Minuten später schlagen die Trümmer nahe der Ruhr auf dem Boden auf. Bei der Bergung der Flugzeugtrümmer, findet man an der linken Flügelwurzel eine münzgroße Stelle aus geschmolzenem Metall. Dies spricht für einen Blitzeinschlag.
Absturzstelle Ruhrauen nahe der Autobahn A52
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Bildquelle |
Die Untersuchungskommission kommt zu dem Schluss,
dass der Unfall dadurch verursacht wurde, dass..
Erstens: Die Besatzung den Flug in ein Gebiet fortgesetzt hat, in dem das Auftreten von elektrischen Entladungen zu erwarten war, obwohl ein Umfliegen des Gebietes möglich gewesen wäre.
Zweitens: Die gesamte elektrische Stromversorgung durch einen Blitzschlag bei Instrumentenflugbedingungen ausfiel, was auch zum Ausfall der Cockpit- und Instrumentenbeleuchtung führte und ein Betätigen der Landeklappen und Höhenflossen-Trimmung unmöglich werden ließ.
Drittens: Das Flugzeug nach dem Stromausfall in einen überwiegend unkontrollierten Flug geriet.
Viertens: Das Flugzeug während des unkontrollierten Fluges überlastet wurde und auseinander brach.
Keiner der 21 Insassen überlebt das Unglück
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Bildquelle: WAZ |
Beitragend zu den Ursachen war, dass..
Erstens: Sich die Besatzung über den Flugweg im Bereich des Gewitters
nicht einig war.
Zweitens: Sich die Besatzung auf einen Blitzschlag nicht vorbereitet hatte.
Drittens: Die Besatzung nach dem Blitzschlag möglicherweise kurzzeitig in der Führung des Flugzeugs physisch und psychisch beeinträchtigt war.
Viertens: Die Besatzung sich nach dem Stromausfall nicht verständigen konnte, da sie Kopfhörer trug.
Fünftens: Sich das Flugzeug zum Zeitpunkt des Blitzschlages in einem unstabilisierten und kopflastig getrimmten Flugzustand bei halb ausgefahrenen Landeklappen befand.
Sechstens: Es die Besatzung nicht erreichte und wahrscheinlich wegen der Schäden im elektrischen Bordnetz auch nicht erreichen konnte, die Stromversorgung wieder herzustellen.
Siebtens: Die Besatzung während des überwiegend unkontrollierten Fluges
zu keinem Zeitpunkt ausreichende Orientierungshilfen
hatte, um das Flugzeug wieder in einen kontrollierten Flug
Überführen zu können.
Den vollständigen Unfallbericht, findet Ihr hier.
Johannes Rau besucht als damaliger NRW-Ministerpräsident den Unglücksort an der A52 Ruhrtalrücke
Ruhrtalbrücke (A52) nahe der Absturzstelle Oktober 2015
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Bekeschus Fotografie |
Wetterlage Montag 08. Februar 1988
Ursache des Gewitters war ein Tiefdruckgebiet über den Britischen Inseln, welches kalte und feuchte Luft in Form von Schnee und Hagel nach NRW führte. Neben Sturmböen bildeten sich an der Luftmassengrenze Gewitter mit Blitz und Donner.
Hier ein paar Wetterinformationen vom 08.02.1988
Wetterdaten Montag 08.02.1988 Windgeschwindigkeit, Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer
Geopotential und Bodendruck-Karte Montag 08.02.1988
Temperatur-Karte Montag 08.02.1988
Quelle Wetterkarten Wetterzentrale
Flugroute NFD108
Gibt es Zeitzeugen aus Mülheim oder Essen,
die am Montag 08.02.1988 Zeugen der Katastrophe wurden?
Erzählt uns Eure Geschichte und teilt sie uns in den Kommentaren mit
Grüße Team Unwetter-Jäger Deutschland - UJD
Hier weitere Artikel zum Flugzeugabsturz am 8. Februar 1988
WAZ
Zeit Online
Spiegel